Informationen zum KOMMA-Ansatz
Die wissenschaftliche Basis
Internationale Forschung
Der evidenzbasierte Ansatz wurde als Carer Support Needs Assessment Tool Intervention (CSNAT-I) von Ewing & Grande (2013) in England entwickelt und untersucht. Ausgangspunkt war eine groß angelegte qualitative Studie, in der mit Angehörigen über ihre Unterstützungsbedürfnisse gesprochen wurde (Ewing und Grande, 2013). Aus dieser Studie wurde der CSNAT-Einschätzungsbogen entwickelt.
Die Wirksamkeit des CSNAT-I wurde inzwischen in mehreren Forschungsarbeiten belegt. Angehörige, die mit CSNAT-I unterstützt wurden, zeigten in Studien signifikant geringere Belastungen (Aoun et al., 2015) und ein niedrigeres Stresslevel (Lund et al., 2020). Sie fühlten sich besser auf die Rolle als betreuende Angehörige vorbereitet (Norinder et al., 2023) und hatten bessere Ergebnisse in Bezug auf Trauerbewältigung (Grande et al., 2017).
Details zu den verschiedenen Studien des britischen Entwicklungsteams können hier nachgelesen werden.
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Literaturhinweise
Norinder M, Årestedt K, Axelsson L et al. (2023) Increased preparedness for caregiving among family caregivers in specialized home care by using the Carer Support Needs Assessment Tool Intervention. Palliative and Supportive Care, 22(2):236-242. https://doi.org/10.1017/s1478951523000639
Lund L, Ross L, Petersen MA et al. (2020) Effect of the Carer Support Needs Assessment Tool intervention (CSNAT-I) in the Danish specialised palliative care setting: a stepped-wedge cluster randomised controlled trial. BMJ supportive & palliative care, 14:e772-e783. https://doi.org/10.1136/bmjspcare-2020-002467
Ewing G, Austin L, Diffin J, Grande G. (2015) Developing a person-centred approach to carer assessment and support. British Journal of Community Nursing. 20(12); 580-584. https://doi.org/10.12968/bjcn.2015.20.12.580
Aoun SM, Grande G, Howting D et al. (2015) The impact of the carer support needs assessment tool (CSNAT) in community palliative care using a stepped wedge cluster trial. PloS one, 10(4), e0123012. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0123012
Grande GE, Austin L, Ewing G et al. (2017) Assessing the impact of a Carer Support Needs Assessment Tool (CSNAT) intervention in palliative home care. BMJ supportive & palliative care, 7(3), 326–334. https://doi.org/10.1136/bmjspcare-2014-000829
Ewing G, Grande G (2013) Development of a Carer Support Needs Assessment Tool (CSNAT) for end-of-life care practice at home: a qualitative study. Palliative medicine, 27(3), 244–256. https://doi.org/10.1177/0269216312440607
Aoun, S. M., Deas, K., Kristjanson, L. J., & Kissane, D. W. (2017). Identifying and addressing the support needs of family caregivers of people with motor neurone disease using the Carer Support Needs Assessment Tool. Palliative & supportive care, 15(1), 32–43. https://doi.org/10.1017/S1478951516000341
Deutschsprachige Forschung
Für die Carer Support Needs Assessment Tool Intervention (CSNAT-I) wurde im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung KOMMA-Ansatz gewählt.
Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen (NRW), Deutschland
Den KOMMA-Ansatz für die deutsche ambulante Hospiz- und Palliativversorgung durch Anpassung, Erprobung und Evaluierung nutzbar zu machen, stand im Zentrum eines dreijährigen Modellprojekts in Nordrhein-Westfalen (NRW). Das Modellprojekt wurde von 2016 bis 2019 unter der Trägerschaft der Hospizbewegung Düren-Jülich e.V. und unter Mitwirkung weiterer Hospizdienste und SAPV-Teams durchgeführt und von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW finanziert.
Das KOMMA-Modellprojekt erhielt 2019 den „Anerkennungs- und Förderpreis für ambulante Palliativversorgung“ der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, der an Personen und Institutionen vergeben wird, die sich in besonderer Weise um die Entwicklung der Palliativmedizin im ambulanten Bereich verdient gemacht haben.
Im Rahmen dieses Projekts wurde der KOMMA-Ansatz aus dem englischen Original übersetzt und kulturell angepasst (Kreyer, Bükki, Pleschberger, 2019; Kreyer & Pleschberger, 2018) und erstmals in der Praxis der deutschen Hospiz- und Palliativversorgung erprobt und implementiert (Kreyer & Pleschberger, 2024).
Implementierung des KOMMA-Ansatzes im Bundesland Tirol, Österreich
In einem 2,5-jährigen, vom Land Tirol unterstützten Projekt wurde der KOMMA-Ansatz von 2019 bis 2021 im Bundesland Tirol in allen sieben mobilen Palliativteams implementiert. Dabei wurden insgesamt 63 Mitarbeiter:innen, spezialisierte Palliativpflegepersonen, geschult, die den KOMMA-Ansatz in der täglichen Arbeit nutzen.
Im Rahmen dieses Projekts wurden die in der elektronischen Dokumentation festgehaltenen KOMMA-Einzelgespräche inhaltlich ausgewertet (Kreyer et al., 2024).
Weitere Informationen zum KOMMA-Tirol Projekt finden Sie auf der Homepage des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol: https://www.palliativ-tirol.at
Implementierung des KOMMA-Ansatzes in der Angehörigenarbeit der Hospiz- und Palliativversorgung in NRW, Deutschland
Ein weiteres, vom Gesundheitsministerium NRW gefördertes, Projekt zielte darauf ab, die Nachhaltigkeit des KOMMA-Ansatzes zu sichern und Voraussetzungen zu schaffen, um seine Nutzung und Wirkung auf das Land Nordrhein-Westfalen auszudehnen. Gemeinsam mit der Landesberatungsstelle ALPHA Rheinland bzw. deren Träger, dem Verein zur Betreuung und Begleitung von Schwerstkranken und Tumorpatienten e.V. wurde eine kontinuierliche Arbeitsgruppe gebildet (IG KOMMA) und Multiplikator:innenschulungen mit Koordinatorinnen ambulanter Hospizdienste durchgeführt und evaluiert.
Weitere Implementierung in Österreich
Aktuell sind Projekte zur Umsetzung der KOMMA-Intervention in mobilen Palliativteams in ausgewählten österreichischen Bundesländern in Vorbereitung.
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Kreyer C, Stecher B, Pleschberger S, Ewing G (2024) What individual needs do family caregivers have in palliative home care and how are they supported? A qualitative study of a supportive intervention. Support Care Cancer, 32(11):733. https://doi.org/10.1007/s00520-024-08904-6
Kreyer C; Pleschberger S (2024) Implementierung des KOMMA-Ansatzes zur Unterstützung von Angehörigen in der häuslichen Palliativversorgung: Evaluationsergebnisse. Pflege, 37(6). https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000981
Kreyer Christiane, Wechselberger C (2023) KOMMA – Kommunikation mit Angehörigen. Erfahrungen mit dem KOMMA-Ansatz zur Unterstützung von Angehörigen in Tirol. Praxis Palliative Care, 60, 36-41.
Kreyer C, Bükki J, & Pleschberger S (2020) Development of a German version of the Carer Support Needs Assessment Tool (CSNAT): The process of translation and cultural adaptation. Palliative and Supportive Care, 18(2):193-198. https://doi.org/10.1017/S1478951519000671
Kreyer C, Pleschberger, S (2018) KOMMA – ein nutzerorientierter Ansatz zur Unterstützung von Angehörigen in der häuslichen Hospiz- und Palliativversorgung. Zeitschrift Für Palliativmedizin, 19(06), 299–304. https://doi.org/10.1055/a-0667-0274
Ecker E, Graf G, Kreyer C, Pleschberger S (2018) Angehörige – zugehört und nachgefragt – das KOMMA-Projekt. Bundeshospizanzeiger, 16(6), 12-17.
Pleschberger S, Graf G, Kreyer C (2018) KOMMA – Kommunikation mit Angehörigen. Ein Projekt zur Entwicklung der Angehörigenarbeit in der häuslichen Hospiz- und Palliativversorgung. Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen, 76, 10-11.
Die Interessengemeinschaft KOMMA
Zur weiteren Verbreitung des KOMMA-Ansatzes im deutschen Sprachraum wurde die Interessensgemeinschaft KOMMA als gemeinsames Dach gegründet.
Die IG KOMMA ist ein Zusammenschluss verschiedener Personen und Organisationen mit dem Ziel der Qualitätssicherung und -entwicklung. Folgende Organisationen beteiligen sich und vertreten die IG KOMMA nach außen hin gemeinsam durch ihre Ansprechpartner:innen:
Mitglieder und Ansprechpartnerinnen der IG Komma

Ass.-Prof. Dr. Christiane Kreyer

Univ.-Prof. Dr. Sabine Pleschberger, MPH

Gerda Graf

Martina Kern
Zielsetzung der IG KOMMA
Zielsetzung der IG KOMMA ist es, die Angehörigenbegleitung im deutschsprachigen Raum durch die Implementierung des KOMMA-Ansatzes in Hospizarbeit und Palliativversorgung qualifiziert weiterzuentwickeln. Daraus ergeben sich für die beteiligten Organisationen folgende Aufgaben:
- Formulierung und Entwicklung von Qualitätsmerkmalen zur Umsetzung des KOMMA-Ansatzes
- Sicherstellung der Weiterentwicklung des KOMMA-Ansatzes einschl. Aktualisierung des KOMMA-Einschätzungsbogens
- Anpassung und Weiterentwicklung von Schulungsunterlagen unter Berücksichtigung der internationalen Entwicklungen im Bereich CSNAT-I und KOMMA-Ansatz
- Entwicklung eines Pools an Ausbildner:innen, um den KOMMA-Ansatz überregional verbreiten zu können sowie Ernennung von Ausbildner:innen nach Prüfung der Erfüllung der Qualitätsmerkmale
- Initiieren und Organisieren gemeinsamer Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit sowie Erstellung von Materialien für die Anwender:innen/Institutionen der Hospizarbeit und Palliativversorgung
- Organisation und Durchführung von KOMMA-Schulungen für Hospizarbeit und Palliativversorgung
- Prüfung der Kriterien für Anwender:innen und Projektverantwortliche
- Bestätigung der erfolgreichen Absolvierung einer KOMMA-Schulung gegenüber den CSNAT-Lizenzgeber:innen zum Zweck der Erteilung von Praxislizenzen für Hospizarbeit und Palliativversorgung
- Sicherstellen eines kontinuierlichen Informations- und Erfahrungsaustausches durch regelmäßige Treffen (Updates, Refresher) mit Institutionen der Hospizarbeit und Palliativversorgung, die den KOMMA-Ansatz umsetzen